Hintergrund des Forschungsprojektes
Studien
zufolge verbringen Pflegekräfte nur noch 15% ihrer Arbeitszeit mit der direkten
Pflege der Patient*innen: beispielsweise gehen 21% [1] der Arbeitszeit mit Laufwegen
verloren, 9% mit der Übernahme von Servicetätigkeiten und 25% mit anderen
pflegefremden Tätigkeiten [1, 2]. Die vermehrten Laufwege werden größtenteils
durch monodirektionale und undifferenzierte Patient*innenanfragen mittels
Lichtrufsystem hervorgerufen [3], wodurch geplante Pflegeprozesse und
–handlungen unterbrochen werden müssen [4-7].
Die
durch die oben genannten pflegefremden Tätigkeiten verlorengegangene Zeit kann
nicht für die originäre Pflege am Patient*in genutzt werden, was zu einer
Verschlechterung der Pflegequalität für die stationär zu versorgenden
Patient*innen führen kann. Weitere, empirisch nachgewiesene Folgen sind
Unzufriedenheit der Pflegefachpersonen und ein frühzeitigerer Berufsausstieg
[8-12].
Ziel
ist es, die Pflegenden mit dem Einsatz einer Smartphone-App in Kombination mit
einem autonomen Robotersystem, durch u.a. Reduzierung der Laufwege und Abnahme
von Servicetätigkeiten, zu entlasten und Zeit für originäre pflegerische
Aufgaben zu schaffen. Dieses Verbundprojekt untersucht, wie digitale und
robotische Systeme auf den Einsatz in der stationären Patientenversorgung
angepasst werden können und wie sie die Pflegenden durch die Übernahme
pflegefremder Tätigkeiten entlasten.
Dies
soll erreicht werden, indem der Service-Roboter JEEVES® und die
Klinik-Kommunikationsapplikation Cliniserve® verknüpft werden und an die
Besonderheiten und Anforderungen einer Klinik angepasst werden. Zusätzlich wird
in diesem Projekt die Möglichkeit geschaffen, die Anfragen an den
Serviceroboter JEEVES® der Firma Robotise GmbH weiterzuleiten. Dieser könnte in
Zukunft einfache, pflegefremde Aufgaben und Botengänge übernehmen. Diese Form
der Service-Automation ist in anderen Branchen wie beispielsweise der
Hotellerie bereits etabliert und akzeptiert. Ferner gilt es fördernde und
hemmende Faktoren für den Einsatz dieser Systeme zu evaluieren. Im Fokus stehen
die Akzeptanz von den Beteiligten (Patient*innen und Pflegefachpersonen)
gegenüber dem Einsatz der technischen Systeme, deren Nutzen sowie die
Evaluation der Arbeitsentlastung der Pflegenden.
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